DICHT AM ENDE DES TUNNELS
Ich bin ja generell ein Freund des sparsamen Umganges mit Superlativen.
Aber als ich das erste Mal nach der, aufgrund der stabilen Schieflage verordneten kulturellen Zwangspause in der Bettfedernfabrik die kabarettistische Auferstehung feiern durfte, war das schon mega. Wobei „mega“ eigentlich ein „megadeppertes“ Wort ist, bei dem sofort Dieter Bohlen sein Haupt vor dem geistigen Auge hebt.
Aber einigen wir uns darauf, dass es einfach ein wirklich unglaublich großartiges Gefühl ist, endlich wieder seine Arbeit so machen zu dürfen, wie sie auch im Sinne des Erfinders ist: Nämlich „für“ und vor allem „vor“ Publikum. Alles andere hat ja mit dem Grundgedanken der Kleinkunst ungefähr soviel zu tun, wie ein Finanzminister mit einem Laptop.
Es ist wie immer im Leben – man schätzt Dinge umso mehr, wenn man sie eine Zeit lang nicht gehabt hat.
Obschon ich bei aller Tristesse und Stillstand fairerweise nicht unerwähnt lassen möchte, dass mir in Zeiten des Lockdowns nie großartig fad gewesen wäre. Gar nicht. Als Vertreter der Fraktion „Komödie“ bin ich schon rein aus beruflicher Gewohnheit immer mit scharf geschaltenem, innerem Seismographen im Empfangsmodus und auf der Suche nach verwertbarem „Material“. Und davon gab es doch reichlich.
Jede Krise birgt auch immer eine Chance in sich. Es braucht nur Humoristen, die sie sich auszusprechen trauen. Und ich spreche jetzt nicht von absoluter High-End-Satire wie z.B. dem Erfolgsprojekt „Kaufhaus Österreich“, der legendären „Corona-Ampel“ oder dem Wissen, dass die nächsten drei Wochen entscheidend sein werden, sondern von den Banalitäten des Alltags.
Der Alltag, diese Laus, hat mir doch immer wieder kleine Häppchen auf dem Silbertablett zur kabarettistischen Bearbeitung kredenzt. Zum Beispiel die Frage, warum Menschen, die ganz alleine im Auto sitzen, eine FFP2 Maske tragen. Ich würde so gern dem Drang, das Fenster an der roten Ampel runterzulassen und zu fragen nachgeben, aber ich trau mich nicht. Und so bleib ich alleine mit der Unklarheit, ob das die Kategorie Menschen ist, die schon rein aus Prävention zweimal pro Woche zum Röntgen gehen, nur um sicherzustellen, dass sie sich nichts gebrochen haben? Oder gehen die auch mit der Schwimmweste in die Badewanne?
Ich habe diese Sichtung als Anregung genommen, dass ich jetzt vor jeder Vorstellung einen freiwilligen Alko-Test machen werde. Ich trinke zwar prinzipiell keinen Alkohol, bevor ich auf die Bühne gehe, aber sicher ist sicher. Nicht, dass ich am Ende symptomlos betrunken bin.
In diesem Sinne ein herzliches Prost, Mahlzeit und Gesundheit – falls wer beim Lesen des Textes niesen musste.
Euer Alex